Schon etwas länger haben wir den Kerkini-See als Reiseziel auf dem Zettel. Vor zwei Jahren im Frühjahr war allerdings eine solche Reise schlicht undenkbar, weswegen wir in den Osterferien 2022 den seinerzeit ausgefallenen Trip nachholten. Das Limnaio Guesthouse von Nikos Gallios eignet sich als Unterkunft für Ornithologen und Naturfotografen. Mit Nikos kann man auch Bootstouren unternehmen, er kennt den See wie seine Westentasche und weiß immer, wo sich etwas Interessantes wie Pelikane, Reiher, Flamingos etc. finden lässt.
Unser insgeheimes Highlight der Tour waren aber die Beutelmeisen. Nach einigen Tagen vor Ort entdeckten wir ein fast fertig gebautes Nest an einer kleinen Weide am Rande eines Schilfstreifens. Es ist immer wichtig in solchen Situationen sich davon zu überzeugen, dass man die Tiere nicht stört, und im Zweifelsfall ist ein Rückzug anstelle von Fotos angezeigt. Wir hatten jedoch Glück, der Erbauer, „unser“ Beutelmeisen-Männchen, war von unserer Anwesenheit gänzlich unbeeindruckt und baute im Akkord an seinem Werk weiter. Wir konnten spektakuläre Szenen beobachten und fotografieren: ein fremdes Männchen kam hin und wieder vorbei und rupfte Nistmaterial heraus – warum selbst suchen, wenn es da so ein üppiges Materiallager gibt! Wenn der Erbauer davon Wind bekam, flogen immer die Fetzen. Zum Schluss konnten wir sogar noch den Einzug der Herzensdame miterleben, der unser Männchen sein Nest präsentierte. Sie war angetan und half mit in den letzten Zügen des Nestbaus. Schade, dass wir nicht länger bleiben konnten, zu gerne hätten wir noch weiter zugesehen, so bleibt uns nur zu hoffen, dass unsere Beutelmeisen eine erfolgreiche Brutsaison haben.
Mittlerweile ist wohl etwas Niederschlag gefallen, aber bei unserem Besuch Mitte April diesen Jahres präsentierte sich uns der Seewinkel staubtrocken. Nach Auskunft unserer Gastgeber (Familie Wegleitner aus Apetlon: tolle Ferienwohnungen übrigens, ideal gelegen für Erkundungen im Nationalpark), war es seit Monaten viel zu trocken gewesen. Folgerichtig waren viele der sonst immer so interessanten Feuchtgebiete wie z.B. die Zicklacke fast vollständig ausgetrocknet. Schlecht für Wasservögel und somit auch schlecht für Vogelfotografen. Erschwerend kam hinzu, dass ständig ein frischer und teilweise böiger Wind wehte, der nahezu sämtliche Vorhaben im Bereich der Makrofotografie zunichte machte. Trotzdem gelangen Anja ein paar schöne Aufnahmen vom Rohrschwirl, der sich bei windigem Wetter auch lieber verborgen hält als die Schilfhalme emporzuklettern. Bei den Waldohreulen hingegen hatten wir mehr Glück. An einer mittlerweile recht bekannten Stelle hatten 2 Paare erfolgreich gebrütet und just zu unserem Aufenthalt waren die Jungen im Ästlingsstadium und turnten munter durch die Gegend. Nach 10 Tagen zogen wir weiter in Richtung Ungarn, gespannt was uns dort erwarten würde...
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